Unser ehemaliger U19 Nationalspieler Sandro Rösner ist jetzt Lehrer

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Sandro Rösner ist zufrieden, wie es gelaufen ist.

Mit Manuel Neuer und Kevin-Prince Boateng spielte er in der U19-Nationalmannschaft, wollte Profifußballer zu werden. Eine Verletzung stoppte ihn. Dem Familienvater fehlt es heute an nichts. Im Gymnasium begegnet er gesellschaftlichen Trends.

1. FC Kaiserslautern, U19-Nationalmannschaft. Sandro Rösner hätte Fußballprofi werden können. Dass es nicht dazu gereicht hat, lag auch an ihm – sagt der 36-Jährige. Er kann sich nichts Schöneres vorstellen als das, was er heute macht: Sport- und Erdkundelehrer, Sucht- und Präventionsbeauftragter.

„Schreib dich doch mal an der Uni ein“, sagten Onkel und Tante, beide selbst Lehrer. Mit 21 Jahren hatte Rösner, dessen Leben sich nur um Fußball drehte, einen herben Rückschlag zu verdauen: Im Verbandspokalfinale mit der zweiten Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern zog er sich einen Riss des hinteren Kreuzbandes zu.


Mit Schönheim, Halfar, Sippel

Bis dahin war es hauptsächlich darum gegangen, ob es für einen Profivertrag reichen würde. Als Zwölfjähriger war Rösner von der SV Edenkoben in die D-Jugend des FCK gewechselt. Er traf auf Fabian Schönheim, Daniel Halfar und Tobias Sippel. Nach der mittleren Reife an der Realschule Edenkoben folgte der schulische Wechsel ins Sportinternat des Heinrich-Heine-Gymnasiums. In der Schule machte Rösner nur das Nötigste, schlechte Noten nahm er hin: „Ich konnte mich immer sehr gut einschätzen und wusste, dass ich mir diese Bewertungen dann auch verdient hatte.“ Viele Schüler würden heute eine mangelhafte Bewertung nicht als Konsequenz fehlenden Aufwands erkennen.


Die Begegnung mit Herrn Dr. Becker

Der Sportunterricht war auf hohem Niveau, Mitschüler waren Leistungssportler aus verschiedenen Bereichen. „Es war eine wirklich witzige Zeit. Wir waren viele junge Sportler und haben viel Blödsinn gemacht. Trotzdem wurden einige im Beruf extrem erfolgreich, weil durch den Leistungssport eine hohe Eigenmotivation vorhanden war“, sagt Rösner. Vor gut einem halben Jahr war er zwecks Fortbildung wieder an der Schule: „Der Schulleiter, Herr Dr. Becker, konnte sich noch gut an mich erinnern. Wir mussten beide lachen, dass aus mir ein Gymnasiallehrer geworden ist.“


Die Judokas gingen noch vor dem Frühstück joggen, die Radfahrer nach dem Mittagessen direkt aufs Rad oder in den Kraftraum. Und die Fußballer? „Nach Schulende um 13 Uhr konnten wir erst mal zwei, drei Stunden schlafen, bevor es abends ins Training ging. Es ist wirklich Wahnsinn, wie schlecht die freie Zeit genutzt wurde.“ Der FCK habe sich nie um die schulischen Leistungen geschert. „Aus heutiger Sicht war das wirklich sehr amateurhaft, zumal der FCK damals noch Bundesligist war“, sagt Rösner, der in der U19 unter Trainer Uli Stielike zusammen mit Manuel Neuer oder Kevin-Prince Boateng den Bundesadler tragen durfte.


„Der letzte Kick hat gefehlt“

Der Kreuzbandriss begrub allmählich den Traum vom Profifußball. Rösner erzählt: In Schweden lag ein unterschriftsreifer Vertrag vor. Die Wohnung in Kaiserslautern war gekündigt, der Wechsel zu Djurgardens IF beschlossene Sache. Der Wechsel zerschlug sich wegen der Verletzung. Aus heutiger Sicht hätte es ohnehin nicht gereicht, meint der 36-Jährige: „Der letzte Kick, die Besessenheit, die Geilheit darauf hat mir, neben der Schnelligkeit, einfach gefehlt. Ohne Rücksicht auf Verluste, hier ein Check, da der Ellenbogen raus, dafür war ich einfach zu lieb. Fußballerisch hätte ich mir die Dritte Liga sicherlich zugetraut.“

2008 wechselte er zu Wormatia Worms in die Regionalliga. Es habe sich angeboten, da seine damalige Freundin (und heutige Frau) an der FH Worms studiert habe und er sein Lehramtsstudium in Landau „so richtig“ habe aufnehmen können. 2014 wechselte Rösner zum SC Hauenstein in die Oberliga, der unter Trainer Jürgen Kohler den Verbandspokal gewann. 2017 schloss er das Studium zum Gymnasiallehrer ab.


Vertretungslehrer

Nach dem Referendariat in Herxheim ließ die Verbeamtung am Eduard-Spranger-Gymnasium in Landau viereinhalb Jahre auf sich warten. In seiner Zeit als Vertretungslehrer war Rösner ein Jahr in Ludwigshafen an einer Förderschule. „Brennpunkt, eine andere Welt. Ich bin froh um diese Erfahrung. Als Gymnasiallehrer weiß ich nun, dass manche Probleme hier einfach keine sind.“

Erst im Sport-Leistungskurs ist nach seiner Einschätzung „richtiger“ Sportunterricht möglich. Vorher herrsche ein zu großes Gefälle im sportlichen Niveau, man wisse teilweise nicht, wo man anfangen solle. Viele Möglichkeiten, untereinander zu kommunizieren ohne sich zu bewegen, mache das Problem nur größer. Übergewicht zu thematisieren, sieht der Sportlehrer als seine Pflicht an: „Ich finde es unumgänglich, darüber zu reden. Gerne würde man im Elterngespräch, ganze ohne Vorurteil, hinweisen, darauf zu achten, was und wie viel die Kinder zu sich nehmen. Leider darf man das gefühlt nicht sagen, ohne danach abgestempelt zu werden.“


Notengebung und Whatsapp

Auch die Notengebung im Sportunterricht stört ihn. „In den Fächern Mathe, Physik oder Chemie hat keiner ein Problem damit zu sagen: Der versteht nichts, der bekommt eine 5 oder 6. Wendet man diesen Maßstab im Sport an, heißt es: Wieso das? Strengt der sich nicht an?“ In der Mittelstufe müsse man nicht mehr viel leisten, um eine 2 oder 3 zu bekommen.

Über sein zweites Fach Erdkunde sagt Rösner: „Das habe ich selbst immer gern gemacht. Man kann die Kids mega abholen, weil der Unterricht viel praxisorientierter wurde. Politik, Klimawandel, Naturkatastrophen, die Kinder sind da motiviert bei der Sache!“

Als Sucht- und Präventionsbeauftragter sieht er anhand seiner Schüler ein großes Problem: „In der siebten Klasse wird sich in Whatsapp-Klassenchats gegenseitig derbe beschimpft, ohne zu hinterfragen, wie ich anderen Menschen damit verletze. Als Klassenlehrer muss man sich die Zeit nehmen um dies zu thematisieren, obwohl das eigentlich Sache des Elternhauses sein sollte.“ Rösner machte sich für ein Handyverbot bis zu zehnten Klasse stark, war sich schon nach zwei Wochen „richtig positiv“ bemerkbar gemacht habe.


„Es ist perfekt, wie es ist“

Fußball spielt Sandro Rösner nach einer letzten Station beim SV Rülzheim nicht mehr: „Ich habe irgendwann gemerkt: Ein gewisses Niveau, aber nicht darunter. Man verliert die Spannung, wird verletzungsanfällig.“ Sportlich aktiv ist er weiterhin, auch um als Sportlehrer authentisch zu sein. Um als Erdkundelehrer für den Klimawandel zu sensibilisieren, versucht er ein gutes Vorbild zu sein, bestreitet den Schulweg ab und an mit dem Fahrrad ab Edenkoben, wo er mit seiner Frau, zwei Söhnen und einer Tochter lebt. Ist er enttäuscht, statt Fußballprofi Lehrer zu sein? „Nullkommanull. Es ist perfekt, wie es ist.“


Quelle:https://www.rheinpfalz.de/lokal/landau/sport-suedpfalz_artikel,-erdkunde-und-suchtpr%C3%A4vention-statt-profifu%C3%9Fball-_arid,5500694.html